Melsungen auf Kurs: Gemeinsam für Sicherheit – Die KOMPASS-Initiative
Innovative Wege für mehr Sicherheit in Melsungen – Eine Initiative des Hessischen Innenministeriums
Herzlich willkommen in der neuen Rubrik „KOMPASS Melsungen“ auf www.melsungen.de! Hier erfahren Sie künftig alles über die KOMPASS-Initiative, ein wegweisendes Programm des Hessischen Innenministeriums zur Förderung von Sicherheit und Prävention auf kommunaler Ebene.
In den kommenden Wochen werden wir diese Rubrik mit detaillierten Informationen füllen, um Ihnen einen umfassenden Einblick in die Maßnahmen und Fortschritte zu geben, die Melsungen auf dem Weg zu einer noch sichereren Stadt unternimmt. Gemeinsam mit unseren Bürgern und in enger Kooperation mit den Polizeibehörden setzen wir innovative Maßnahmen um, um die Sicherheitslage vor Ort zu verbessern.
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung und darauf, gemeinsam die Weichen für eine sichere Zukunft in Melsungen zu stellen.
Bleiben Sie dran – weitere Informationen folgen in Kürze!
Erste Sicherheitskonferenz in Melsungen im Rahmen der Initiative KOMPASS
Die Stadt Melsungen nimmt an der Sicherheitsinitiative KOMPASS (KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel) des Hessischen Innenministeriums teil. Diese Initiative bietet die Möglichkeit, gemeinsam mit der Polizei Hessen, die spezifischen kommunalen Sicherheitsbedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger einer Gemeinde zu erheben, zu analysieren und gemeinsam passgenaue Lösungsangebote zu entwickeln.
Am Mittwoch, 22. Januar, fand in der Kulturfabrik die erste Sicherheitskonferenz im Rahmen von KOMPASS statt. Rund 70 Vertreter aus Vereinen und Institutionen, Schulen und Kindergärten, Jugendarbeit, Politik und Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Feuerwehr und Katastrophenschutz, Religionsgemeinschaften sowie Integrationsbeauftragte waren der Einladung der Stadt gefolgt. Ziel der Sicherheitskonferenz war die Darstellung und Identifizierung von Problemlagen und -orten mithilfe polizeilicher Daten, einer Bürgerbefragung und Daten aus der Kommune.
Bürgermeister Markus Boucsein begrüßte die Teilnehmenden und zeigte sich erfreut vom erfolgreichen Start des KOMPASS-Programms in Melsungen und von der großen Resonanz auf die Einladung zur Konferenz. Anschließend stellte der KOMPASS-Berater des Polizeipräsidiums Nordhessen, Kriminalhauptkommissar Mirco Skrzipek, das KOMPASS-Programm vor. Aktuelle Daten der Kriminalitäts- und Verkehrsunfallstatistik, sogenannte Hellfelddaten, präsentierten die Leiterin der Polizeidirektion Schwalm-Eder, Kriminaldirektorin Beate Theis, und Polizeihauptkommissar Thomas Hecht, Leiter der Polizeistation Melsungen. Über die Ergebnisse der Bürgerbefragung informierten anschließend die KOMPASS-Ansprechpartner der Stadt Melsungen, Elke und Wolfgang Schrammel. Den Mängelmelder für die Stadt Melsungen erläuterte im Anschluss Frank Werner, als Leiter des Ordnungsamtes.
KOMPASS in Melsungen
Der KOMPASS-Prozess begann für Melsungen am 27. Februar 2024 mit der Übergabe des KOMPASS-Begrüßungsschilds durch den Polizeipräsidenten des Polizeipräsidiums Nordhessen, Konrad Stelzenbach. Damit war die Stadt offiziell KOMPASS-Kommune.
Im April 2024 folgte dann eine repräsentative Bürgerbefragung. Annähernd 4000 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger aus Melsungen und seinen Stadtteilen wurden angeschrieben und gebeten, Fragen zu ihrem Sicherheitsfühl an ihrem Wohnort zu beantworten. Begleitet wird der Prozess von dem neu gegründeten KOMPASS-Arbeitsgremium, dem Vertreter der örtlichen Polizei, der kommunalen Verwaltung, der Jugendarbeit sowie die KOMPASS-Ansprechpartner und der KOMPASS-Berater des Polizeipräsidiums Nordhessen angehören.
Kriminalitäts- und Verkehrsunfallanalyse
Kriminaldirektorin Beate Theis gab fundierte Einblicke in die Fallzahlen der polizeilichen Kriminalstatistik der vergangenen Jahre und erläuterte explizit die damit zusammenhängende Kriminalitätsentwicklung.
Insgesamt konnten keine Kriminalitätsschwerpunkte, trotz des leicht ansteigenden Straftatenaufkommens im Berichtsjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr, ausgemacht werden und so konnte man festhalten, dass sich die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Melsungen sehr sicher fühlen dürfen.
Bei der Betrachtung der Häufigkeitszahl (Berechnung Straftaten pro 100.000 Einwohner) liegt Melsungen aufgrund wenigerer Straftaten hinter vergleichbaren Städten wie Fritzlar, Schwalmstadt oder Homberg.
Erster Polizeihauptkommissar Thomas Hecht erläuterte die Entwicklung der Verkehrsunfallzahlen und weiterer Einsatzzahlen der Polizeistation Melsungen im Zusammenhang mit vielschichtigen Einsatzlagen.
Bürgerbefragung
Mit einer Bürgerbefragung, die von der Professur für Kriminologie der Universität Gießen im Auftrag der Stadt Melsungen durchgeführt und ausgewertet wurde, sollte das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger untersucht und Hinweise für konkrete Verbesserungen erfasst werden. In einem zufallsbasierten Verfahren wurden rund 28 Prozent der Bürger aus der Kernstadt und den Stadtteilen, verteilt nach Alter und Geschlecht, ausgewählt und über einen Fragebogen anonymisiert befragt. Die Rücklaufquote betrug 23 Prozent und war damit überdurchschnittlich. Diese Ergebnisse sind repräsentativ und können auf die Gesamtbevölkerung Melsungens übertragen werden.
Nach dem dringlichsten Problem in der Kommune gefragt, gaben die Bürger zunächst die Nahversorgung an. Damit gemeint ist das wohnortnahe Angebot an Waren und Dienstleistungen, wie z.B. Bank- und Postdienstleistungen, Handwerksleistungen, Gastronomie, Bildungseinrichtungen, Kulturangebote und die medizinische Versorgung.
Auf Platz zwei folgte der Punkt Kriminalität und Sicherheit, der damit eine hohe Relevanz für die Bürger aufweist. Auf Platz drei folgen Freizeit, Sport- und Kulturangebote.
Im eigenen Wohngebiet waren die großen Problemfelder undisziplinierte Autofahrer und Falschparker, schlechte Straßenbeleuchtung, Schmutz, Müll und Vandalismus.
Gefragt nach dem Sicherheitsgefühl alleine zu Fuß in der eigenen Wohngegend, fühlten sich tagsüber 95 Prozent sicher. Ein Drittel der Befragten fühlte sich jedoch nachts unsicher. Dies traf insbesondere auf Frauen zu. Damit liegt Melsungen im Durchschnitt aller Befragungen zu diesem Aspekt.
Die gefühlte Furcht, in den nächsten zwölf Monaten Opfer insbesondere von Einbruch zu werden, führt das Unsicherheitsgefühl der Menschen vor Ort mit rund 31 Prozent an. Ein größerer Teil mit 24 Prozent fürchtete sich auch vor Raub, eine geringere Rolle spielte sexuelle Belästigung, Körperverletzung oder ein Terroranschlag. Hierzu muss angemerkt werden, dass die polizeilich erfassten Deliktszahlen deutlich niedriger liegen. Das KOMPASS-Programm hat jedoch gerade das Sicherheitsgefühl der Bürger im Fokus.
Bei der Einschätzung der Kriminalitätsentwicklung in Melsungen gibt mehr als die Hälfte an, dass sich die Sicherheit in Melsungen in den letzten beiden Jahren nicht verändert hat. Mehr als ein Drittel meint jedoch, dass sich die Sicherheit verschlechtert hat. Etwa drei Prozent geben an, dass sich die Sicherheitslage verbessert hätte.
Wie die individuelle Kriminalitätsfurcht sich auf das Vermeidungs- und Schutzverhalten der Bürger auswirkt, wurde ebenfalls betrachtet. Danach meiden mehr als ein Drittel der Befragten nach Einbruch der Dunkelheit bestimmte Orte, sogenannte Angstorte. Ein Drittel meidet große Menschenansammlungen oder Großveranstaltungen.
Auch nach Maßnahmen, die getroffen wurden, um sich sicherer zu fühlen, wurde gefragt. Danach hat 20 Prozent der Bürger bereits einen Einbruchschutz installiert. In geringerem Umfang werden mit zehn Prozent zum persönlichen Schutz Selbstverteidigungsmittel mitgeführt. Einige Bürger haben sich auch einen Hund angeschafft.
Um mögliche Ansatzpunkte zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls zu erkennen, kommt der Identifizierung von sogenannten Angstorten eine hohe Priorität zu, denn diese beeinflussen die Lebensqualität der Bürger. Rund 34 Prozent gaben in der Befragung an, sich mindestens an einem Ort unsicher zu fühlen.
Konkret nach diesen Angstorten gefragt, wurden am häufigsten die Innenstadt – inklusive Eisfeld und Schlosspark – genannt, das Fuldaufer – hier insbesondere „Am Sand“, Skaterpark und Spielplatz – sowie der Bahnhofsbereich mit Unterführung. Auch das Gebiet um die Lindenberganlage bis hin zum Schulzentrum und dem Waldstadion und die Gegend um die Zwei-Pfennig-Brücke sind Orte, an denen sich die Befragten unsicher fühlen.
Als Gründe für ein Unsicherheitsgefühl wurden besonders hervorgehoben: Personengruppen, Dunkelheit sowie Schmutz und Müll. Personengruppen fielen an den Angstorten nach Angaben der Befragten immer wieder durch unangemessenes Verhalten auf und konsumierten Alkohol und Drogen in der Öffentlichkeit. Dabei soll es sich vorwiegend um „Jugendliche, junge Männer, Menschen mit Migrationshintergrund“ handeln. Besonders in den Abendstunden würden die Befragten auch wegen fehlender oder unzureichender Beleuchtung beziehungsweise wegen Abgeschiedenheit und schlechter Einsehbarkeit ein „mulmiges Gefühl“ haben und sich unsicher fühlen. Außerdem mangele es an Polizeipräsenz und insgesamt fehle ausreichende soziale Kontrolle. Zusätzlich verstärke wahrgenommener Schmutz und Müll in den Straßen und Grünanlagen, verwahrloste und übelriechende Unterführungen sowie Graffiti und Schmierereien dieses Unsicherheitsgefühl.
Aus Sicht der Befragten müsste neben dem Ausbau der digitalen Infrastruktur besonders an der Verbesserung des Kultur- und Freizeitangebotes, erhöhter Polizeipräsenz und strengerer Strafverfolgung, mehr und besserer Beleuchtung sowie der Neuschaffung beziehungsweise dem Ausbau bestehender Präventionsprojekte gearbeitet werden.
Beschwerdemanagement
Die Stadt Melsungen setzt seit ca. zwei Jahren einen sogenannten Mängelmelder ein, der auf der Webseite der Stadt installiert ist. Diese Meldemöglichkeit wurde seitens des Landes Hessen den Kommunen zur Verfügung gestellt, die für die Melsunger über folgenden Link erreichbar ist: https://www.melsungen.de/rathaus-politik/maengelmelder. Die häufigsten Beschwerden und Hinweise bezogen sich im Jahr 2023 auf defekte Wege und Straßen sowie auf Straßenbeleuchtung.
Die Hinweise der Bürger werden in die jeweiligen Abteilungen wie Bauamt, Ordnungsamt je nach Zuständigkeit weitergegeben und von dort bearbeitet. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung stehen auch persönlich für Anregungen und Beschwerden zur Verfügung, sodass das Beschwerdemanagement verschiedene Wege der Kontaktaufnahme bietet.
Ausblick
Mit einem Ausblick auf die weiteren Schritte im KOMPASS-Projekt endete die Sicherheitskonferenz. Es folgen nun Ortsbegehungen, eine Priorisierung der ermittelten Sicherheitsbedarfe, die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung von passgenauen Präventionsmaßnahmen und die Erstellung eines Sicherheitsberichts. Anschließend kann der Antrag auf Verleihung des KOMPASS-Sicherheitssiegels gestellt werden. Laut KOMPASS-Berater Mirco Skrzipek dauert ein solcher Prozess erfahrungsgemäß zwei bis drei Jahre. Er betonte, dass das Sicherheitsgefühl der Bürger ernst genommen werden müsse. Gerade darum gehe es im KOMPASS-Programm. Man solle die Ergebnisse der Bürgerbefragung nicht mit Hinweis auf die objektiven Daten zur Sicherheitslage abtun.
Leitgedanke von KOMPASS ist, dass Sicherheit als gemeinsame Aufgabe von Bürgern, Polizei und Kommune zu verstehen ist. Durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit soll eine Bündelung der jeweiligen Kompetenzen erreicht werden. Elke und Wolfgang Schrammel dankten den Teilnehmern und warben um Unterstützung aller lokalen Akteure. Es sei wichtig, dass bei der Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen die Erfahrung und die Ideen der Teilnehmer zum Beispiel in Arbeitsgruppen einbezogen werde und man gegebenenfalls auf Einzelne zugehen würde. So könnte KOMPASS für Melsungen ein Erfolgsmodell werden.