Irgendwo im Schwalm-Eder-Kreis: Auf dem Campus herrscht reges Treiben. Im Berufsorientierungszentrum macht sich eine Schulklasse mit den Maschinen vertraut, aus der Holzwerkstatt hört man es hämmern, sägen und schleifen und in einem der Tagungsräume diskutieren Personalverantwortliche aus der Region über Arbeitszeitmodelle. Das Campus-Restaurant wappnet sich für den Ansturm zur Mittagszeit und von der nahegelegenen Bushaltestelle strömen die ersten Berufsschülerinnen und Berufsschüler zurück in ihr Wohnheim. Im Schatten großer Bäume sitzen in kleinen Grüppchen Auszubildende und Studierende, die ihre Pause genießen.
So oder so ähnlich könnte er aussehen, der Fachkräfte-Campus, den der Schwalm-Eder-Kreis errichten möchte. Aber noch ist er Zukunftsmusik. Gerade hat die Wirtschaftsförderung des Landkreises nach entsprechenden Beschlüssen der Kreisgremien eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Studie soll innerhalb von sechs Monaten klären, ob und wie das Projekt umsetzbar ist. Auch eine Standort-Empfehlung soll die Studie geben. Bei einem positiven Ergebnis soll sich eine Planungsstudie anschließen, die bis August 2025 die Eckpunkte des Projekts mit allen Kooperations- und Netzwerkpartnern festlegen soll.
„Die Sicherung des Fachkräftebedarfs ist einer der entscheidenden Faktoren, um die Region als Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten“, erläutert Landrat Winfried Becker. Dafür wolle der Schwalm-Eder-Kreis die besten Voraussetzungen schaffen.
Die Wirtschaftsförderin des Landkreises, Tatjana Grau-Becker, in deren Fachbereich die Projektskizze erarbeitet wurde, erklärt: „Wir sind uns bewusst, dass dies ein hoch ambitioniertes Projekt ist. Wir halten es aber für einen zentralen Baustein einer zukünftigen Fachkräfte-Strategie für den Landkreis.“
Es handelt sich der Kreisverwaltung zufolge um ein in dieser Form beispielloses Projekt, das mehrere Ansätze zusammenführt. Laut Grau-Becker gibt es Vorbilder für einen Azubi-Campus, der v. a. Wohnen, Betreuung und Freizeitgestaltung verbindet, und für Berufsorientierungszentren wie das kürzlich in Immenhausen eingeweihte. Die Integration dieser Bausteine und die Erweiterung um weitere Elemente wie Co-Working, Tagungszentrum und ein Welcome-Center könne daraus ein Leuchtturmprojekt für die ganze Region machen.
Der Auftrag zur Erstellung der Machbarkeitsstudie wurde nach Ausschreibung an das Unternehmen BANG StarterCenter GmbH & Co. KG mit Sitz in Delbrück vergeben. Einer der nächsten Schritte werde die Ermittlung geeigneter Standorte sein. „Dafür schreiben wir gerade alle Städte und Gemeinden des Landkreises an und bitten um Vorschläge“, erklärt die zuständige Arbeitsgruppenleiterin Gabriele Stützer.
Außerdem werden alle wichtigen Kooperationspartner in Kürze persönlich informiert und in die Erstellung der Studie eingebunden. Das ist Landrat Winfried Becker ein wichtiges Anliegen: „Wir wollen mit diesem Projekt niemandem Konkurrenz machen, sondern uns am Bedarf der Region orientieren!“